Arbeitshilfen für Photovoice

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen unsere Arbeitsmaterialien zu Photovoice vor.

 

Hintergrund

Von Herbst 2016 bis Frühjahr 2017 realisierten wir in GESUND! ein inklusives Seminar an der Hochschule. In dem Seminar wurde zusammen mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zum Thema kommunale Gesundheitsförderung geforscht.  Unsere Fragen lauteten:

  • Was hilft uns, um in Lichtenberg gesund zu leben? Was hält uns gesund?
  • Was steht uns im Weg, um in Lichtenberg gesund zu leben? Was macht uns krank?

Um diese Fragen zu beantworten, wurde eine Photovoice-Studie umgesetzt.

Mit der partizipativ ausgerichteten Forschungsmethode Photovoice können neue Erkenntnisse über die Lebenswelt der Beteiligten gewonnen werden. Die Grundlage dafür bilden Fotos, die von den Mitforschenden aufgenommen werden. In einem strukturierten Prozess wird dann über die Bilder gesprochen und es werden Gemeinsamkeiten oder Unterschiede herausgearbeitet.

In Zusammenarbeit mit Inforo (einer Internetplattform für Fachkräfte im Bereich der frühen Hilfen und der Gesundheitsförderung) haben wir einige unserer Arbeitsmaterialien aus dem inklusiven Fotoprojekt aufbereitet.

Da wir gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten forschen, hat die Verständlichkeit der Kommunikation hohe Priorität. Die Arbeitshilfen wurden daher in einfacher Sprache verfasst und möglichst niedrigschwellig gestaltet.

Sie können diese Materialien für eigene Forschungen mit Menschen mit Lernschwierigkeiten oder für andere Arbeitssituationen nutzen. Bitte passen Sie die Materialien an Ihren jeweiligen Kontext an.

Die Arbeitshilfen

1.    Ein Projekt mit Menschen mit Lernschwierigkeiten starten und organisieren

In (Forschungs-) Projekten sind inhaltliche und organisatorische Aspekte vorab mit den Beteiligten zu klären. Dazu gehören die Rahmenbedingungen oder wichtige Eckpunkte zum Vorgehen (z. B. Art der Datenerhebung, Umgang mit Datenschutz, Ergebnisverwendung).

Folgende Materialien wurden zur Einführung in das Projekt erstellt:

  • Infoschreiben: Es erläutert die Rahmenbedingungen und Zielstellung des Projektes und stellt das grundsätzliche Forschungsvorgehen vor.
  • Einverständniserklärung: Darin sind die wichtigsten Eckpunkte des Projektes und der Umgang mit Daten zusammengefasst, denen mittels Unterschrift zugestimmt wird.
  • Terminübersicht: Alle Termine wurden bereits zu Projektbeginn fixiert, sodass die Mitforschenden den zeitlichen Umfang einschätzen und entsprechend planen konnten. Die Inhalte der Treffen wurden jeweils im vorhergehenden Termin bekanntgegeben. Die zu Beginn leere Terminübersicht konnte so von den Mitforschenden Schritt für Schritt ausgefüllt werden. 

Die ausgefüllte Terminübersicht gibt konkrete Anregungen zur inhaltlichen Ausgestaltung eines solchen Projektvorhabens.

2.    Eine Forschungsgemeinschaft aufbauen und vorbereiten

Um Partizipation erfolgreich umzusetzen, ist es wichtig, dass alle Beteiligten gut auf das anstehende Vorhaben vorbereitet sind. Informationen rund um den Forschungsprozess, eine Einführung in das Thema sowie Beziehungsaufbau und Teambildung sind für diesen Prozess grundlegend.  Im Projekt GESUND! wurden diese Punkte während mehrerer Arbeitstreffen mit den Mitforschenden umgesetzt: Nach einer Phase des Kennenlernens wurde Basiswissen über das Forschen und die Gesundheitsdeterminanten (nach Dahlgren und Whitehead) erarbeitet, sowie ein Austausch  über den Stadtteil Lichtenberg angeregt. Eigens dafür erstellte Materialien vermittelten ergänzende Informationen und ermöglichten einen niedrigschwelligen, teilweise spielerischen Zugang zu den Themen. Einige dieser Materialien finden Sie hier:

3.    Eine Datenerhebung mit Photovoice vorbereiten: Praktische Übungen und Tipps für die Kamera

Um den Mitforschenden die Arbeit mit der Kamera näherzubringen und wichtige Regeln im Umgang zu vermitteln, wurden Unterstützungsmaterialien erstellt und gemeinsam bearbeitet. Folgende Übungen und Hinweise zur Nutzung der Kamera sind entstanden:

  • Merkblatt: Erklärung und Tipps für das Fotografieren.
  • Foto-Übung: Eine Übung, um mit der Kamera vertraut zu werden und sich auf das Fotografieren vorzubereiten
  • Foto-Regeln: Einige Regeln, die beim Fotografieren zu beachten sind.

4.    Eine Datenerhebung mit Photovoice durchführen

In GESUND! erfolgte die Datenerhebung, bzw. das Fotografieren, hauptsächlich während begleiteter Spaziergänge.

Um die Mitforschenden bei Bedarf beim Fotografieren unterstützen zu können, wurden mehrere sogenannte Kiezspaziergänge organisiert, an denen immer drei Personen teilnahmen (zwei Mitforschende sowie eine Begleitperson). Die Mitforschenden zeigten sich dabei gegenseitig eine von ihnen ausgewählte Gegend im Bezirk (ihren „Kiez“) und machten Fotos zu einer zur Forschungsfrage passenden Aufgabenstellung. Neben dem Fotografieren war es den Mitforschenden außerdem möglich, Gedanken und Ideen in einem Forschungstagebuch zu notieren.

Diese Dokumente können dabei helfen, den Prozess der Datenerhebung zu planen und zu strukturieren:

5. Mit Photovoice gemeinsam auswerten

Die Auswertung erfolgt bei der Methode Photovoice üblicherweise im Rahmen von Gruppendiskussionen, bei denen die Bilder besprochen, sortiert und gruppiert werden.

Für die Diskussion der Fotos wird häufig das sogenannte „SHOWeD”-Verfahren benutzt. Hierbei werden zu jedem Foto folgende Fragen beantwortet:

  • What do we See here?
  • What is really Happening here?
  • How does this relate to Our lives?
  • Why does this situation, concern or strength exist?
  • What can we Do about it?

Auch in der GESUND!-Studie haben wir „SHOWeD“ genutzt, um den Auswertungsprozess zu strukturieren. Allerdings haben wir die Fragen übersetzt, etwas vereinfacht, und ein Arbeitsblatt dazu entworfen. Dabei entstanden folgende Fragen:

  • Was ist auf dem Foto?
  • Was passiert dort wirklich?
  • Warum ist das so?
  • Was hat das mit meinem Leben zu tun?
  • Was soll anders sein?

Das Arbeitsblatt zur Fotobeschreibung können Sie in eigenen Photovoice-Projekten benutzen oder als Vorlage verwenden:

  • Fotobeschreibung: Das Arbeitsblatt kann genutzt werden, um die Gruppendiskussion vorzubereiten.

6. Ergebnisse präsentieren

In der Regel wird mit den Fotos und den dazugehörigen Geschichten und Ergebnissen eine Ausstellung erstellt. Andere Präsentationsformen, wie Fotobücher, Videos, Performances oder Berichte, sind ebenfalls möglich.

In GESUND! entschieden wir uns für eine Wanderausstellung mit Roll-ups, da diese groß, aber dennoch leicht zu transportieren sind.

Außerdem haben wir die Ergebnisse in Kapitel 3 unseres Buches beschrieben.